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Minuten bei Gott – Armut und Angst


19. Mai 2020

Gott,
manchmal begegnen Menschen
mit Milde,
womöglich leben sie
mit Ängsten.
Manchmal fassen wir uns ein Herz
und gehen ein Risiko ein
für andere.
Manchmal lernen wir von dir
in deinen Worten vom Menschen
und spüren uns selbst.
Manchmal sind wir nicht gleichgültig
gegenüber den Armen
und öffnen die Hände.
Manchmal sind wir entzweit
mit uns selbst und brauchen
dich und die anderen.
Manchmal frage ich,
wo gehöre ich hin,
zu denen, die den Zweifel
verschweigen oder sprechen.
Ich bitte um Antworten von dir.
Amen.

 

Über Angst und Armut

Die Angst ist allgegenwärtig unter den Menschen. Am Anfang der Corona-Krise dauerte mein Morgengebet lang. Heute spreche ich kürzere, manchmal suche ich nach Worten. Es geht dem Menschen besser, wenn ausgesprochen wird, was ängstigt. Im Johannesevangelium 16,33 spricht Jesus: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Christus hat nicht die Angst überwunden, wohl aber die Weltverhältnisse, die Angst bereiten. Es geht um den Zugriff der allgemeinen Verhältnisse auf den Menschen und sein Inneres. Wer etwas tut in bedrohlichen Verhältnissen, überwindet Angst. Die Bibel ist ein Buch über den Menschen und lehrt jedes Mal neu eine Sicht auf Mensch und Welt und Gott. Deshalb: Ansprechen, anfassen, zwischen die Hände nehmen, vielleicht tut sich da etwas auf, was Ängste bewältigen hilft.

Die Bibel lehrt für den heutigen Tag mit der Herrnhuter Losung dieses Wort: DER GERECHTE ERKENNT DIE SACHE DER ARMEN (Sprüche 29, 7). Armut und Angst. Nehmen wir die eigene Bedürftigkeit hinreichend ernst? Akzeptieren wir, Arme im Geist zu sein (Matthäus 5,3)? Spüren wir Verbundenheit zu denen, die materiell arm sind? Ist es verantwortlich, diejenigen gleichgültig zu nennen, die es zulassen, wie die Luft verpestet wird, der Lärm bedroht und Hass vergiftet? Und ist nicht die Fragen aller Fragen diese diakonische: um des Menschen willen die Armut überwinden? Und inwiefern bin ich angewiesen, mir helfen zu lassen, meine Armseligkeit anzunehmen? Meine Gebete sind kürzer an Zeit gesprochen, mein Bitten soll bleiben in allen Dingen.

Die Angst gehört zu den Grundgefühlen (Fritz Riemann) des Menschen. Sie soll nicht betören und nicht krank machen. Vielleicht ist sie das erste Grundgefühl des Menschen und darum wertvoller als oftmals angenommen wird. Es geht bei den Gefühlen nicht darum, dass sie uns einen guten Rat geben. Gefühle sind ihrem Wesen nach dafür geschaffen, dass wir sie mit anderen teilen. Darum fällt Glaube und Humanität in eins, wo Armut überwunden und Ängste mitgeteilt werden.

 

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