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Was ist Heimat? Ankommen im Augenblick


27. März 2020

Unsere Serie in dieser unruhigen Zeit – heute mit Helge Burggrabe. Er ist Komponist und lebt in Fischerhude. Vielen von Ihnen bekannt ist er durch die großen Konzert-Veranstaltungen wie zum Beispiel „Stella Maris“, „Konzert der Stille“ und die Hagios-Abende.

 

Was bedeutet für Sie Heimat?

Heimat ist für mich: nach Hause kommen und das Gefühl der Geborgenheit. Und noch eine Ebene tiefer ist Heimat für mich Ankommen im Augenblick, der sich allerdings stets wandelt. Mitten im Fluss dieser steten Veränderung darf ich in mir den Tempel der tiefsten Zugehörigkeit mit allem Leben betreten.

 

Was würden Sie in Ihrer Heimat gerne ändern?

Ich wünsche uns mehr Mut und Visionskraft, äußere Umstände so lange zu ändern, bis wir Menschen uns in aller Unterschiedlichkeit beheimatet und geborgen fühlen, im Einklang mit der Schöpfung. Oft wundere ich mich, welche Natur- und Kulturentfremdung wir zulassen und mit welcher gesellschaftlichen und sozialen, aber auch städtebaulichen und architektonischen Kälte und Lieblosigkeit wir uns zufrieden geben. Manchmal leiden wir lieber, entfremden uns von uns selbst und fühlen uns heimatlos und verloren, als uns selbst zu ermächtigen und den Spielraum der Veränderung zu ergreifen.

 

Was sollte sich in Ihrer Heimat nie ändern?

Ich akzeptiere, dass keine Heimat von Dauer ist und versuche das „Sein im Werden“ zu leben. Doch im Rückblick gibt es frühere Heimaten, die sich in meiner Erinnerung nicht ändern. Als ich im letzten Herbst nach 38 Jahren zum ersten Mal wieder meinen Geburtsort aufsuchte, stellte ich fest, wie sehr die Zeit an diesem Ort inzwischen weitergegangen war. Mir wurde schmerzhaft klar, dass die geliebte Heimat meiner Kindheit nur noch in mir existiert. Aber dort lebt sie wie ein kostbarer Schatz weiter, den ich in mir trage und der vor Veränderung weitgehend geschützt ist.

 

Beginnend am 27. März, 19 Uhr, biete Helge Burggrabe im Livestream unter https://www.youtube.com/user/musicainnova. oder https://www.facebook.com/ Hagios-Abende an.

Foto: Kerstin Schimmel

2 Kommentare zu “Was ist Heimat? Ankommen im Augenblick”

  1. Marianne Herter schrieb am 28.03.2020 um 08:01 Uhr:
    Sehr geehrter Herr Burggrabe, vielen Dank für Ihre wunderbaren 30 Minuten Hagios-Singen im online stream gestern um 19h! Es waren kostbare Minuten, in denen ich inmitten einer unruhigen und angespannten Zeit erstmals wirklich nur bei mir und meinen Gefühlen- Ängsten, Sorgen, Hoffnungen- sein konnte und gleichzeitig das Gefühl hatte, durch die Musik, die einfachen Texte, das schöne Ambiente des Spielraums beruhigt, gehalten, gestärkt zu werden und mit allen Teilnehmern verbunden zu sein. Ich freue mich auf das nächste Singen am kommenden Freitag! Seien Sie herzlich gegrüßt! Marianne Herter PS: Ich habe den Verweis auf Ihr Angebot meinen MitsängerInnen aus unserem derzeit verwaisten Chor geschickt -und hoffe, das Hagios-Netz wird größer und vielstimmiger weiterwachsen!
    • Helge Burggrabe schrieb am 02.04.2020 um 22:47 Uhr:
      Liebe Frau Herter, vielen Dank für die schöne Rückmeldung! Ich hoffe sehr, dass bis zum 11. September die Regelungen wieder so sind, dass wir uns alle real zum großen HAGIOS-Singen im wunderschönen Dom zu Meißen treffen können - eine Veranstaltung der Dommusik Meißen und der Evangelischen Akademie Meißen mit ihrer engagierten Studienleiterin für Kultur, Frau Dr. Kerstin Schimmel. Die besondere Atmosphäre und Akustik des für mich schönsten gotischen Bauwerks kann natürlich nie online ersetzt werden. Und dennoch erscheint mir in den jetzigen aufgeregten Zeiten ohne reale Konzerte und Gottesdienste der wöchentliche HAGIOS-Livestream freitags um 19 Uhr nun wichtig zu sein, um sich durch gemeinsamen geistlichen Gesang, Textimpulse und Stille zu stärken.

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