Lieber Gott,
das Schwere aufzuzählen überfordert,
die Meinungen gehen auseinander.
Ich suche deinen Willen
und möchte nicht verzweifeln.
Sei bei den Einsamen in der Angst,
halte die Fröhlichen in der Freude.
Bitte halte uns im Suchen.
Wehre den Anfängen von Hass.
Schütze die Kinder.
Schaffe Kindschaft bei allen.
Unter deinem Himmel sind wir geborgen,
doch alltägliche Last bedrückt.
Schaffe Erleichterung denen,
die für das Leben der anderen kämpfen.
Amen.

 

Über die Liebe

In Regenborgenfarben – ein Bogen so hoch wie ein gotisches Fenster und dies von Kinderhand gemalt. Wie ich mich freue, dieses Plakat zu sehen, in ein Fenster gehängt im 1. Stock eines Hauses an meinem Wohnort. Und ganz offensichtlich gleichfalls von Kinderhand steht im Bogen geschrieben: ALLES WIRD GUT. Ich denke an eine andere Wendung, nichts ist gut (Margot Käßmann, Predigt, Frauenkirche Dresden, 1. 1. 2010) – und dennoch: Ich bin voller Freude, bleibe stehen und stelle mir die Frage, ob in diesen Tagen nicht die Stunde der jungen Leute schlägt. Ja.

Die Herrnhuter Losung, aus dem Topf der 1000 Bibelworte des Alten Testaments Jahr um Jahr gezogen, lautet für den heutigen Tag und steht im 1. Buch der Könige 8,39: DU ALLEIN KENNST DAS HERZ ALLER MENSCHENKINDER. Menschenkinder, Kinder – hier spricht sich eine Gemeinsamkeit aus, so dass ganz glaubhaft von allen Menschen, Menschenkindern gesprochen werden kann. Denn wir sind oder waren alle Kinder, quer durch die Generationen.

Wir haben eine Vorstellung vom Kind-Sein. Die Worte des Königs Salomo anlässlich der Weihe des Jerusalemer Tempels, unsere Tageslosung, beginnen: Wenn eine Hungersnot oder Pest oder Dürre oder Getreidebrand oder Heuschrecken oder Raupen im Land sein werden (Vers 37). Diese Worte münden in ein Du, in eine Anrede an Gott, der unser Herz kennt. Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder. Dieses Vertrauen in Gott weiß um seine Liebe zu uns Menschen. Gott selbst in mein Herz schließen, weil Gott mich liebt? Ja. Gerade in schwerer Zeit.

Ein leitender ehrenamtlicher Mitarbeiter der Evangelischen Akademie erzählte neulich von seinen Kindern. Sie leiten eine Jugendgruppe und bereiten ein Thema vor: Liebe – und sie wählen folgende Formulierung: DU LEBST, WENN DU LIEBST. Ist nicht zu wünschen, dass jetzt die Zeit der jungen Leute anbricht? In der Tat und in der Wahrheit dieser Worte.

Es wird konkret. Bei Jesus von Nazereth gehen Freundes-, Nächsten- und Feindesliebe zusammen (Gert Theißen) und nehmen Gottes Liebe zu uns Menschen auf. Soll es zusammengehen: das Gute, worauf wir hoffen, und die Liebe, in der wir leben. Menschenkinder mit Herz sein.