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Abendmusik im Dom und Gedanken über Gerechtigkeit


17. Juli 2020

Die Geistliche Abendmusik im Meißener Dom am Sonnabend, 25. Juli, stand unter dem Thema „Paris und Venedig“. Die Losung des Tages, an dem die festliche Abendmusik im Meißner Dom stattfindet, steht in den Sprüchen 11,19. „Gerechtigkeit führt zum Leben“ – wer wollte dem nicht zustimmen, ein Auftrag für alle. Der Spruch geht weiter mit den Worten: „aber dem Bösen nachjagen führt zum Tod“.  Hier die Ansprache von Domprediger und Akademiedirektor Stephan Bickhardt:

Gerechtigkeit führt zum Leben; aber dem Bösen nachjagen führt zum Tod.

Tageslosung aus Sprüche 11,19

Liebe Besucherinnen und –besucher,

eben hörten wir eine Komposition des französischen Organisten Antoine Dornel. Musik des Barock, heiter, sie trägt unsere Seelen durch diesen wunderbaren Raum hier. Menschen und ihre Liebe zur Musik, zur Literatur, zu den Sätzen des Glaubens wissen und spüren, dass uns etwas voraus ist. Voraus ist uns der Glaube, voraus ist uns der Geist, voraus ist uns die Komposition, voraus ist uns der Ton, voraus ist uns die Schöpfung, voraus dem Menschen ist Gott.

Das Leben, welches wir leben, kann auch in gefährlicher Zeit ein glückliches sein. Denn wir spüren, dass Gott dem Leben Raum gibt und der Mensch in der Gerechtigkeit das Leben bewährt. Die Menschen im 17. und 18. Jahrhundert – der Zeit aus der die Kompositionen des heutigen Abend stammen – waren sehr viel unmittelbarer Gefahren ausgesetzt als wir dies heute sind. Manche dachten, am Abend, wenn die Sonne untergeht, kann auch die Welt untergehen. Darum waren sie von großer Freude erfüllt, wenn gesungen wurde und Musik zu hören war. Dem Gottvertrauen und dem Ausgelassenen standen Sorgen und Ängste gegenüber. Etwa die hohe Kindersterblichkeit in jenen Jahren, sie gehörte zu den schmerzlichen Erlebnisse. Wie sehr wurde Böses erfahren. Auch in heutiger Zeit können Menschen Bösem ausgeliefert sein.

Als im November 2015 in der Kunststadt Paris Besucher des Kulturzentrums Bataclan während eines islamistisch motivierten Anschlags ums Leben kamen, waren Entsetzen und Leid sehr groß. Ich fuhr damals sofort in diese Stadt, denn mein Sohn ist mehrmals in diesem Kulturzentrum zu Gast gewesen. Wir gingen zum Gedenkort. Mit Blumen überhäuft war er. Stille. Entsetzen. Ich betete das Vaterunser. Und was mir noch nie passierte, geschah nun. Ich kam nicht über die Worte hinaus: und vergib uns unsere Schuld. Es war in diesem Moment nicht möglich zu sagen: wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Dieses Leid, die jungen Menschen, der Tod, das Böse. Welcher Verführung sind Menschen erlegen, die ihre Waffe auf andere richten. Es rettete mich dieser Satz: und erlöse uns vom Bösen.

Die Erkenntnis, dass dem Menschen Böses innewohnt, ist erträglich mit den bittenden Worten des Vaterunsers. Und der Mensch spürt wieder diese wunderbare Kraft zu leben und heiter zu sein, zu lieben, zu glauben an Jesus Christus und den Menschen. So fließt die Gerechtigkeit in unser Leben und unter Menschen, Kraft muss doch irgendwo her kommen. Bleiben wir bittende Menschen.

Wir hören Worte aus dem Bittgebet zu Gott:

Geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

 

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