Minuten bei Gott – nichts ist im Voraus gegeben
7. April 2020
Von Stephan Bickhardt
Gott der Zuflucht,
die Welt leidet so sehr.
Menschen bangen um das Leben der anderen.
Einsamer Schmerz umfängt viele.
Ich suche Zuflucht bei dir,
verbirg dich nicht.
Ich warte auf dich und bekenne mich zu dir.
Sende mich zur hilfreichen Tat,
hilf das schwache Wort erheben.
Wir vertrauen dir unser Leben an,
dass Du uns geschenkt hast.
Wir machen Station mit Jesus Christus
und danken für die Hilfe, die wir
durch unsere Nächsten in diesen Tagen
erfahren haben.
Amen.
Über das Bekenntnis
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind,
und dass es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden,
als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern, dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer
Liebe Akademiefreunde, es ist nichts anderes als eine Notlage, in der wir uns befinden: Quarantäne, Masken nähen, Masken tragen, Abstand halten. Dietrich Bonhoeffers 1934 geschriebenes Bekenntnis beschreibt eine andere Notlage. Aber jede Notlage gilt es für sich genommen ganz ernst zu nehmen.
Die Jünger Jesu kamen mit dem Boot in eine Notlage – Sturm, Wind, Wellen über Bord noch und noch. Und sie fragten ihren Meister mit Vorwurf: du fragst nicht, wie es uns geht, wir werden sterben. Scheint so, dass es Jesus nichts anginge. Nach der großen Stille fragt Jesus sie: WAS SEID IHR SO FURCHTSAM? HABT IHR NOCH KEINEN GLAUBEN? (Markusevangelium 4,40, Lehrtext für den heutigen Tag).
Glaube und Widerstandskraft gibt Gott nicht im Voraus. Das christliche Bekenntnis ruft in die Gegenwart des Tages, trifft einen Moment meiner Existenz, so ist es auch mit den alten Bekenntnissen, die wir im Gottesdienst wiederholen. Wir sprechen sie je und je neu, weil von Gott her nichts im Voraus gegeben ist.
Wie nutzlos Gedankenflucht ist, wird auf dem Weg zu Karfreitag geradezu erschreckend deutlich. Keine Trauer, Traurigkeit und die Tränen dieses Tages sind nutzlos, kein Beten und Bekennen heute sind umsonst, wenn es denn heute geschieht. Notlagen rufen zum Glauben, nicht im Voraus sind wir gestärkt – wir werden heute gestärkt.